Donnerstag, 29. August 2019

Jordan Petersons 12 Rules for Life

 Die Videos von Peterson anzusehen sind ein Genuss an klarer Kommunikation. 
Dieses zum Beispiel

In einer Buchhandlung lag da dieses Buch über seine "12 Rules".
Ich habe mich durchgekämpft. 
Vorweg: der Titel ist meiner Meinung nach irreführend und sollte in etwa heißen:
"About life, Culture and God - and 12 rules."
Das Buch ist eine kulturkritische Abhandlung, sehr ausführlich geschrieben. 
Die 12 Regeln kommen auch vor, aber sie sind eher einem McGuffin ähnlich. Sie bringen den Text weiter, ohne viel damit zu tun zu haben.

Nichtsdesto trotz habe ich einige wichtige Impulse mitbekommen. Peterson würde ich als mutigen Querdenker bezeichnen, der nicht davor zurückscheut, sich für seine Überzeugungen betreffend Meinungsfreiheit mit der kanadischen Regierung anzulegen.

Hier sind die wichtigsten Impulse:

1. Die Genderbewegung macht einen schwerwiegenden Fehler. Sie möchte "Equality in outcome". Das bedeutet: Sie sind erst glücklich, wenn alle Menschen gleich sind. Gegen "Equality of opportunities" kann kaum jemand etwas haben: Gleiche Möglichkeiten, gleiche Rechte für alle, unabhängig vom Geschlecht (die haben wir z.B. weitgehend umgesetzt).
Aber wollen wir wirklich, dass es gleich viele Ingenieurinnen gibt, obwohl sich Mädchen vorwiegend mit Menschen befassen wollen? Wollen wir, dass gleich viele Männer in der Erziehung tätig sind, obwohl sich Jungs in erster Linie für Dinge interessieren?
Wollen wir, dass Frauen auf Borhinseln arbeiten müssen, nur damit die Gendergap geschlossen wird? (Männer haben überdurchschnittlich Jobs im exponierten, körperlich anstrengenden, gefährlichen - aber besser bezahlten Bereich).

Wollen wir, dass gleich viele Frauen in Gefängnissen sitzen (zum überwiegenden Teil durch Männer bevölkert)? Dass Mädchen genauso oft wie Buben die Schule abbrechen?

2. Dass der Mensch ein hierarchisches Wesen ist, ist in der Genetik seit einer Zeit angelegt, in der es noch keine Pflanzen auf der Erde gab. Man kann exakt die gleichen Verhaltensweisen von Männern und Frauen bei Hummern beobachten, die schon vor den Dinosauriern ihre Rangdynamik ausfochten.
Versuche, diese Ordnung aufzulösen führen ins Chaos.
Wir haben ein sehr stabiles Sensorium in uns, das uns unbewusst exakt den Platz in der Hierarchie einnehmen lässt, der unserem Stand adäquat ist.

Für mich die beiden wichtigsten Regeln:
"Räume erst einmal dein Zimmer auf, ehe du die Welt kritisierst."

Eine sehr coole Anregung. Habe ich sofort aufgegriffen.

"Sag die Wahrheit - oder lüge zumindest nicht."
Bedeutet auch: Stehe für deine Wahrheit ein.

Es sind auch sehr interessante Impulse zur Kindererziehung dabei, aber meine Kinder sind bereits erwachsen, das ist vorbei.

Ein bißchen Kritik muss auch her:
Für Peterson ist unser Leben gleich Leiden. Er sieht den Planeten voller Leid. 

Das hängt sehr mit seinem katholischen Glauben zusammen. Er bemüht sich zwar redlich, die Bibel als eine von vielen Quellen (neben Nietzsche, Solschenizyn, Goethe usw.) darzustellen, aber ganz gelingt es ihm nicht, seinen Glauben rauszuhalten. 
Als klinischer Psychologe ist er halt auch fast nur mit dem Leid unserer Gesellschaft konfrontiert.
Da wünsche ich ihm, dass er mehr lachen kann.
Alles in allem, ein Buch für Leute, die gerne schwierige Literatur haben, die einen Silvio Gesell oder einen Koran mit Interesse lesen können. Sicher nichts für Leute, die sich 12 Rules for Life erwarten.

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