Sonntag, 5. September 2021

Wissenschaft im 21. Jahrhundert: Das neue Paradigma. Ein philosophischer Text.

Das alte Paradigma

Bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts gab es allgemein anerkannte Kriterien, die definierten, was wissenschaftliches Arbeiten ist. Drei Beispiele:

1. Theorien müssen auf der Basis von Evidenz, nachvollziehbaren Experimenten  usw. aufgestellt werden. Fehlt die Evidenz, kann die Theorie einfach verworfen werden (Hitchens Razor).

2. Überprüfbarkeit und Transparenz: Alle Fakten und Zusammenhänge können von jedermann/frau zu jeder Zeit überprüft werden. 

3. Wissenschaft soll immer eine kritische Haltung gegenüber eigenen wie fremden Ergebnissen einnehmen. 

Hinterfragen ist eine Tugend.

Natürlich unterliegen auch die Wissenschaften politischen Einflüssen und nicht alle Wissenschaften unterwerfen sich auch diesen Kriterien.

Und selbstverständlich hatten es zu jeder Zeit neue und bahnbrechende Forschungsergebnisse schwer, Gehör zu finden. 

Aber grundsätzlich galten die traditionellen wissenschaftlichen Kriterien.

Der Paradigmenwandel

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erlebte ich einen grundsätzlichen Wandel im Zuge der Klimadiskussion: Es wurde das Mehrheitsprinzip eingeführt. "Die Mehrheit aller Wissenschaftler glauben an Theorie  X." Deswegen galt Theorie Y als falsch und musste als Minderheitstheorie fortan nicht behandelt werden.

Hinterfragen war verpönt bzw. wurde diffamiert

Mit diesem neuen Mehrheitsprinzip wurde begonnen, dem Mehrheitsbeschluss entgegengesetzte Theorien abzuwerten und deren Vertreter mit Schmähbegriffen zu bezeichnen ("Klimaleugner", "Verschwörungstheoretiker").

2020 kann als das Jahr bezeichnet werden, wo dieser Wandel verstärkt wurde:

1. Die Politik bestimmte plötzlich das Narrativ durch die Auswahl jener Wissenschaftler, die dieses Narrativ stützten. Genau genommen wurde damit das Mehrheitsprinzip durchs Machtprinzip (politische Macht) ersetzt bzw. ergänzt.

2. Wer diesem offiziellen Narrativ  nicht folgt, wird eliminiert in dem Sinne, dass er/sie aus dem wissenschaftlichen Diskurs entfernt wird.  Dies geht soweit, dass die komplette Öffentlichkeitsarbeit behindert wird, zum Beispiel durch Zensur der Youtube- und Facebookkanäle. Die Abwertungssprache wird harscher: der -leugner wird durch den -idioten ergänzt.

Verglichen mit dem späten 20. Jahrhundert ist das eine bemerkenswerte Veränderung. Natürlich hat die Politik immer in die Wissenschaft hineinregiert. Doch der derzeitige Paradigmenwechsel wird massiv befeuert durch die "Drittmittelfinanzierung": Die Geldgeber bestimmen mehr und mehr den wissenschaftlichen Diskurs.

Das geht soweit, dass Banken und selbst das Pentagon in die wissenschaftliche Arbeit eingreifen können.Hier zum Zeit-Artikel mit Quellen dazu)

Je mehr die wissenschaftliche Arbeit zum Beispiel von Pharmaunternehmen bezahlt wird, desto mehr kann diese bestimmen, wonach geforscht wird und was das Ergebnis sein soll. Im schlimmsten Fall (wenn der Forschungsleiter nicht ein dem Narrativ entsprechendes Ergebnis liefert) bekommt dessen Einrichtung halt kein Geld mehr für weitere Forschung. Das fließt fortan in die treuen Einrichtungen.

Wo stehen wir 2021?

Die derzeitige Lage macht offensichtlich, dass der Paradigmenwechsel vollzogen ist. Echter wissenschaftlicher Diskurs findet nur in politisch unwichtigen Bereichen statt. Als wichtig sehe ich derzeit Klimawissenschaften, Virologie und Pharmaforschung sowie Energiewirtschaft. Dort ist das System beinahe lückenlos. Politik und Wirtschaft (oder soll es vielleicht heißen: Wirtschaft und somit die Politik) bestimmen die wissenschaftliche Wirklichkeit.

Es geht soweit, dass selbst das Zitieren aus peer-reviewten Studien zensuriert wird, wenn es nicht ins politische Narrativ passt. 

Hinterfragen ist nun verboten.

Wie wird es weitergehen?

Ist nicht vorhersehbar. Genauso wie der aktuelle Paradigmenwechsel nicht vorhersehbar war oder gar der massive Rechtsruck mit beispielloser Zensur kaum prognostiziert wurde, ist das Weitere offen. Hält der Trend an, wird es bald nicht mehr nur Berufsverbote und -beeinträchtigungen geben. Der nächste Schritt wäre, missliebige  Wissenschaftler wegzusperren. Wäre nicht das erste Mal in der Geschichte.

Doch heutzutage scheint das nicht mehr notwendig zu sein. Wie man am Beispiel China sieht, reicht es aus, ein Ranking-System mit Überwachung einzurichten. Dies, kombiniert mit einem rein digitalen Geldsystem, entzieht abweichenden Meinungen jede Wirksamkeit. Beides wurde bei uns politisch bereits angekündigt.

Macht nichts, könnte man sagen, in China sind auch die meisten Menschen mit dem System zufrieden, wie es scheint.

Dafür wurde auch bei uns schon der Grundstein gelegt: "Querdenker" wurden innerhalb kürzester Zeit vom erwünschten Mitglied einer Gesellschaft zum Paria und die Bezeichnung zum Schimpfwort. Wie schön für die Mehrheit der Angepassten, die nix zu verbergen haben, wenn man  unbequeme Zeitgenossen wie Querdenker mit einem Mausklick von der Bildfläche verschwinden lassen kann.

Hinterfragen wird es dann nicht mehr geben.

Wollen wir das wirklich?

Ich nicht.

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